Marcel Reich-Ranicki — Zitate

— Die besten Zitate (59), Sinn-Sprüche und Aphorismen von "Marcel Reich-Ranicki" (DE; Schriftsteller)

— Bekanntes Zitat:

Die Beurteilung literarischer Werke darf man doch nicht davon abhängig machen, ob sie vom Publikum goutiert werden.

Marcel Reich-Ranicki (* 2. Juni 1920 in Włocławek; † 18. September 2013 in Frankfurt am Main) war ein deutsch-polnischer Autor und Publizist.

— Prägnante Aphorismen, Lakonische Sprüche, Frappierende Lebens-Weisheiten, Pointierte Sentenzen — die besten Marcel Reich-Ranicki Zitate (Berufsgruppe: Schriftsteller / Land: DE) — Von Kontemplativ bis Provokativ (siehe auch Gute Zitate).

Manchmal ist eine Schreibblockade für die Leser ein Segen, das wollen wir nicht vergessen.

Ich habe sein Buch nicht einmal angefasst. Aber ich denke doch, dass die gelegentliche Besprechung selbst der abstoßendsten Trivialliteratur nützlich sein kann - wie in der Medizin die Stuhlganganalyse (Über die "Dieter Bohlen-Biografie").

Dieses Literarische Quartett ist keine Veranstaltung im Rahmen der Woche der Brüderlichkeit. Was schlecht ist, ist schlecht, und es muss gesagt werden.

Seine letzten Bücher sind so misslungen, dass er jetzt kaum noch Chancen auf den Nobelpreis hat. (Über Günter Grass, 1997)

Der Kritiker ist kein Richter, er ist der Staatsanwalt oder der Verteidiger.

Der Wohlklang, der Scharfsinn und der Stil – und damit ist schon charakterisiert, was Heines bahnbrechendes Werk von beinahe allen seinen Vorgängern und beinahe allen seinen Nachfolgern unterscheidet.
Ihm ist geglückt, was Europa den Deutschen kaum mehr zutraute: ein Stück Weltliteratur in deutscher Sprache. (Über Heinrich Heine)

Mich interessiert die Literatur, nicht das Buch.

Ohne Eitelkeit gibt es kein Schreiben. Egal, ob Autor oder Kritiker - Eitelkeit muss dabei sein. Sonst entsteht nichts. Thomas Mann war wahnsinnig eitel, Richard Wagner auch, und Goethe und natürlich Schiller

Die Satire kennt kein Mitleid, der Humor keine Unbarmherzigkeit.

Diese Antonia Byatt hält nichts von der feministischen Literaturwissenschaft - allein das macht sie schon sympathisch. Der Teufel soll mich holen, wenn Herr Karasek das nicht mit Vergnügen gelesen hat. Geben Sie’s zu!

Was habe ich aus dem Gespräch mit Anna Seghers gelernt? Daß die meisten Schriftsteller von der Literatur nicht mehr verstehen als die Vögel von der Ornithologie.

Das ist meine Tätigkeit, Frauen lesen und Bücher umarmen.

Ich kann Ihnen voraussagen, was Martin Walser in Kalkutta schriebe: einen Roman über den Bodensee.

Grass sagt seit zehn oder 15 Jahren immer wieder, die deutsche Kritik sei schlecht. Das ist ja seit Lessing bekannt und jeder Autor, der verrissen wurde, wiederholt es. Grass will, dass die Kritiker nur über die Bücher informieren. Das wollte - mit Verlaub - Joseph Goebbels auch.
Und Grass muss endlich belehrt werden, es ist höchste Zeit: Kritik ist unter anderem dazu da, die literarischen Werke zu werten und zu beurteilen.

Aufrichtigkeit ist die erste Pflicht des Kritikers.

Das Literarische Quartett hat mich oft amüsiert, bisweilen geärgert, nie gelangweilt.

Und ehe ich mich’s versah, da war’s um mich geschehen. Ich war glücklich - wohl zum ersten Mal in meinem Leben. Ein extremes, ein unheimliches Gefühl hatte mich befallen und überwältigt.

Ich war verliebt. Halb zog sie mich, halb sank ich hin - ich war verliebt in sie, die Literatur.

In einer Zeit, in der die schöne und erhabene Dunkelheit so vortrefflich mundet, ist man leicht geneigt, Klarheit mit Dürftigkeit, Einfachheit mit Einfalt zu verwechseln.

Unverständlichkeit ist noch lange kein Beweis für tiefe Gedanken.

Die Literatur und der Fußballsport appellieren auf verschiedenen Ebenen und mit unterschiedlichen Mitteln an dieselben fundamentalen Gefühle: Heldentum, Leidenschaft, Solidarität, Neid, Ruhmsucht.
Vielleicht sind deshalb die meisten literarischen Texte, deren Thematik vom Sport handelt, langweiliger, als es der Sport jemals sein kann.

Wer Ja oder Nein sagt, riskiert immer den Irrtum. Man erkennt die großen Kritiker an ihren Irrtümern. Nur wer dauernd Jein sagt, irrt nie.

Man kann einen Garten nicht düngen, indem man durch den Zaun furzt.

Erst in der Übertreibung der Dinge werden sie klar und einsichtig. Natürlich muss man in der richtigen Richtung übertreiben.

Wissen Sie, wer sympathisch war? Walther von der Vogelweide. Denn von dem wissen wir gar nichts. Und wenn wir über einen Dichter viel wissen, dann ist er arg unsympathisch. Thomas Mann war sehr unsympathisch, Brecht ebenfalls, Heine auch sehr fragwürdig und Goethe, na, keine sympathische Figur.

Man kann von einem Menschen gar nicht erwarten, daß er die volle Wahrheit über sich selber preisgibt.

Es gibt Theater, bei denen ich den Eindruck habe, daß man sie abreißen und vielleicht da ein Parkhaus errichten sollte.

Ich bin eurozentrisch veranlagt! Ich bin und will eurozentrisch sein und das kann mir keiner verwehren! Meine Welt ist zwischen Athen und Dublin oder zwischen Lissabon und Stockholm.

Mein Lieber, ich will Ihnen ein Geheimnis verraten: Sie können nicht mit jeder Frau dieser Welt schlafen. [Pause] Hören Sie zu, ich bin noch nicht fertig: Das ist nämlich noch lange kein Grund, es nicht wenigstens zu versuchen.

Die meisten Schriftsteller sind in einer Krise oder haben gerade eine Krise überwunden oder befürchten eine Krise.
Daher genießen sie die Krise eines Kollegen beinahe wollüstig.

Zum Beruf des Kritikers gehört Mut, vor allem Mut zum Irrtum. Wer keinen Mut hat, soll Buchhalter oder Steuerberater werden.

Große Literatur hat im Grunde nur zwei Themen: Liebe und die Angst vor dem Tod.

Aber letztlich war er doch kein Lehrer und kein Volkserzieher. Er war ein leidenschaftlicher Verführer. Möglichst alle wollte er verführen: Frauen und Männer, Junge und Alte, Künstler und Politiker.
Und nirgends schienen ihm die Menschen so verführbar wie im Zuschauerraum des Theaters. (Über Bertolt Brecht)

Wir werden uns nicht einigen und wir sollen und müssen uns nicht einigen. Freunde, wir sehn betroffen den Vorhang zu und alle Fragen offen.

Ich bin im Grund ein bescheidener, schüchterner und wortkarger Mann.

Das weiß man, dass der Ulysses in Deutschland maßlos überschätzt wird. Er wird ja nur deshalb so überschätzt, weil ihn kaum jemand gelesen hat. (Über James Joyce)

Man soll die Kritiker nicht für Mörder halten. Sie stellen nur den Totenschein aus.

Ganz unter uns: Ich hab nicht gern Insekten. Ob das Die Fliegen sind bei Sartre oder diese Geschichte von Kafka, die nicht zu seinen allerbesten gehört. Insekten verführen die Autoren.

Nichts klingt in den Ohren des Autors so schrill wie das Schweigen der Kritik.

Kindheitserinnerungen sind meist langweilig in der Literatur. Deswegen sind auch in Autobiografien, die immer so früh anfangen, die ersten Kapitel meist die schwächsten.

Man musste bisweilen den Eindruck gewinnen, daß ein deutscher Schriftsteller ein Mensch ist, dem die Konstruktion eines deutschen Satzes unüberwindliche Schwierigkeiten bereitet.

Schriftsteller verzeihen ihren Kollegen alles, nur nicht den Erfolg.

Was ist ein postmoderner Roman? Bitte sagen Sie es mir!
Ich weiß es nicht, ich möchte mal endlich belehrt werden, denn postmodern ist Blödsinn. Nicht in der Architektur, das ist nicht mein Gebiet. Da weiß ich nur: Es ist hässlich. Aber in der Literatur ist das der bare Blödsinn.

Ein Autor will lieber dumm gelobt als intelligent kritisiert werden. Auch ich selbst habe mir das bei meinen Büchern erwartet.

Es kommt nicht auf die Beschreibung der physiologischen Prozesse an, das kann jeder, es ist nicht schwer zu beschreiben, wie ein Penis in eine Vagina dringt oder ein Bleistift in eine Tasche gesteckt wird. Es kommt darauf an zu zeigen, was die Frau oder der Mann oder gar beide während dieser Sachen empfinden.

Das Libretto des "Tristan" zu lesen kann ich niemand so ganz empfehlen, es stehen ja schreckliche Dinge im Libretto des "Tristan".

Seit Jahren wiederhole ich das und ich erkläre hiermit zum 95. Mal: Jeder Roman - bitte nicht Zauberberg oder Buddenbrooks! - der mehr als 500 Seiten umfasst, ist schlecht. Bis zum Gegenbeweis werde ich das wiederholen. Kommt ein Roman von mehr als 500 Seiten und er wird gut sein, bin ich bereit, vor laufender Kamera auf die Knie zu fallen.

Das ist es, was ich an der mosaischen Religion nicht ertragen kann: ihre Weigerung und Unfähigkeit, unzählige seit Menschengedenken existierende, aber längst sinnlos gewordene Gebote und Vorschriften abzuschaffen oder zumindest zu reformieren. [...] Schon sehr früh, ich muss es unmissverständlich sagen, habe ich am Verstand jener gezweifelt, die derartige Gebote streng erfüllten.

Das Fernsehen macht die Klugen klüger und die Dummen dümmer.

In der deutschen Literatur ist das Thema Liebe selten, da sich die Autoren gerne mit sich selber beschäftigen, zur Liebe jedoch meistens noch eine zweite Person gehört.

„Ich bin ein halber Pole, ein halber Deutscher und ein ganzer Jude.“ - Diese arithmetische Formel war so effektvoll wie unaufrichtig: Hier stimmte kein einziges Wort. Nie war ich ein halber Pole, nie ein halber Deutscher - und ich hatte keinen Zweifel, daß ich es nie werden würde. Ich war auch nie in meinem Leben ein ganzer Jude, ich bin es auch heute nicht.

Damals sagte ich zu meiner Frau: "Ich werde ein ganz gefährliches Experiment beginnen. Ich werde für das Publikum schreiben, und ich werde so schreiben, dass alle verstehen, was ich meine."

Natürlich ist ein Buch Gegenstand der Zuneigung oder Abneigung. Man verliert, wie auch bei Frauen, oft die Geduld und langweilt sich.

Bei der Erwartung einer neuen deutschen Literatur ist man wie am Anfang eines Walzers: man hört das Hm-ta-ta, Hm-ta-ta, und man fragt sich: wann kommt denn nun endlich die Melodie?

Die anständigen Menschen arbeiten um des Ruhmes und des Geldes willen. Die unanständigen wollen die Welt verändern und die Menschen erlösen.

In Frauen sehe ich auch intellektuelle Partnerinnen.



— Marcel Reich-Ranicki (1920 - 2013) war ein deutsch-polnischer Kritiker und Publizist jüdischen Glaubens.


— Reich-Ranicki (geboren als Marceli Reich) war ein in Polen geborener deutscher Literaturkritiker und Mitglied der Gruppe 47.
Er galt als einer der einflussreichsten zeitgenössischen Literaturkritiker auf dem Gebiet der deutschen Literatur und wurde in Deutschland oft als Literaturpapst bezeichnet.

Treffer 0 bis 59 werden auf dieser Seite präsentiert. Es wurden insgesamt 59 deutsche Zitate, Lebensweisheiten, Gedanken und Sentenzen des Autors "Marcel Reich-Ranicki" gefunden.

Ein Zitat eines berühmten Autors (zum Beispiel aus der Kategorie "Schriftsteller") kann durchaus dazu motivieren, die eigenen Ideen & Geistesblitze zu schärfen und präziser zu formulieren, und damit zum Nachdenken anzuregen:
Sprüche und Zitate von bekannten Dramatikern, Lyrikern, Dichtern, Aphoristikern, Romanciers, etc.