Marie von Ebner-Eschenbach — Zitate

Der Arbeiter soll seine Pflicht tun; der Arbeitgeber soll mehr tun als seine Pflicht.

Demut ist Unverwundbarkeit.

Das größte Unrecht ist das Recht des Stärkeren.

Alberne Leute sagen Dummheiten, gescheite Leute machen sie.

Traurigkeit ist Stille, ist Tod. Heiterkeit ist Regsamkeit, Bewegung, Leben.

Wenn die Großmut vollkommen sein soll, muss sie eine kleine Dosis Leichtsinn enthalten.

Nicht jeder große Mann ist ein großer Mensch.

Die Gleichgültigkeit, der innere Tod, ist manchmal ein Zeichen von Erschöpfung, meistens ein Zeichen von geistiger Impotenz und immer - guter Ton.

Der Künstler versäume nie, die Spuren des Schweißes zu verwischen, den sein Werk gekostet hat. Sichtbare Mühe ist zu wenig Mühe.

Der Hass ist ein fruchtbares, der Neid ein steriles Laster.

Die Ehe ist ein Zustand, in dem es zwei Leute weder mit- noch ohne einander längere Zeit aushalten können.

Was Menschen wert sind, kann man erst beurteilen, wenn sie alt geworden sind.

Bis zu einem gewissen Grade selbstlos sollte man schon aus purer Selbstsucht sein.

Zu jeder Zeit liegen einige große Wahrheiten in der Luft; sie bilden die geistige Atmosphäre des Jahrhunderts.

Wir verlangen sehr oft nur deshalb Tugenden von anderen, damit unsere Fehler sich bequemer breitmachen können.

Wenn der Mensch etwas verschweigen will, dann gibt es keine Macht auf Erden, die ihm sein Geheimnis entreißt.

Warten lernen wir gewöhnlich, wenn wir nichts mehr zu erwarten haben.

Vertrauen macht selig den, der es hat, und den, der es einflößt.

Verständnis für jedwedes Leid, Erbarmen mild mit jedem Fehle; Daran in dieser Zeitlichkeit erkennst du die erwählte Seele.

Uns ist nicht immer klar, worin Taktgefühl sich äußert. Aber wir merken, wenn es fehlt.

Sich von einem ungerechten Verdacht reinigen zu wollen, ist entweder überflüssig oder vergeblich.

Ohne Talent zur Liebenswürdigkeit – kein Talent zum Glücklichsein.

Österreich ist eine kleine Welt, in der die große ihre Probe hält.

Niemand ist so beflissen, neue Eindrücke zu sammeln, wie der, der die alten nicht verarbeitet hat.

In der Jugend lernt, im Alter versteht man.

Feiere jeden Geburtstag als ob es der letzte wäre und bedenke das Liebe das einzige Geschenk ist, das wirklich die Mühe wert ist, zu geben.

Es ist ein Unglück, dass ein braves Talent und ein braver Mann so selten zusammen kommen!

Du siehst alles ein bisschen klarer mit Augen, die geweint haben.

Die Wahrheit hat Kinder, die sie nach einiger Zeit verleugnet: sie heißen Wahrheiten.

Die Taten reden, aber den Ungläubigen überzeugen sie doch nicht.

Die Moral, die gut genug war für unsere Väter, ist nicht gut genug für unsere Kinder.

Die jetzigen Menschen sind zum Tadeln geboren; vom ganzen Achilles sehen sie nur die Ferse.

Die einfachste und bekannteste Wahrheit erscheint uns augenblicklich neu und wunderbar, sobald wir sie zum ersten Mal an uns selbst erleben.

Der Gläubige, der nie gezweifelt hat, wird schwerlich einen Zweifler bekehren.

Der Genius weist den Weg, das Talent geht ihn.

Der euch Vertrau’n will schenken, den sollt ihr nicht mit Lügen kränken.

Den Wert von Diamanten und Menschen kann man erst ermitteln, wenn man beide aus der Fassung bringt.

Dauernde Freundschaft kann nur zwischen Menschen von gleichem Wert bestehen.

Das Verständnis reicht oft weiter als der Verstand.

Auch die Tugend ist eine Kunst, und auch ihre Anhänger teilen sich in Ausübende und Liebhaber.