Marie von Ebner-Eschenbach — Zitate

Das andere Leute kein Glück haben, finden wir sehr natürlich, dass wir selber keins haben, erscheint uns immer unfassbar.

Auch in ein neues Glück muss man sich schicken lernen.

Aller Haß, zu dem wir Menschen fähig sind, kann mit einer ganz einfachen Methode abgebaut werden: Man setzt sich jeden Abend eine halbe Stunde hin und verzeiht indem man sagt: „Wir wollen immer verzeihen. Dem Reuigen um seinetwillen, dem Reuelosen um unseretwillen“.

Wenn wir auch der Schmeichelei keinen Glauben schenken, der Schmeichler gewinnt uns doch.

Sobald eine Mode allgemein geworden ist, hat sie sich überlebt.

Es gibt eine nähere Verwandtschaft als die zwischen Mutter und Kind: Die zwischen dem Künstler und seinem Werke.

Die Liebe hat nicht nur Rechte. Sie hat auch immer Recht.

Die Empfindung der Einsamkeit ist schmerzlich, wenn sie uns im Gewühl der Welt, unerträglich jedoch, wenn sie uns im Schoße unserer Familie überfällt.

Das gibt sich, sagen schwache Eltern von den Fehlern ihrer Kinder. Oh nein! Es gibt sich nicht. Es entwickelt sich.

Begeisterung spricht nicht immer für den, der sie erweckt, und immer für den, der sie empfindet.

Wo wäre die Macht der Frauen, wenn die Eitelkeit der Männer nicht wäre?

Wenn zwei brave Menschen über Grundsätze streiten, haben immer beide recht.

Ob zwei Leute gut getan haben, einander zu heiraten, kann man bei ihrer silbernen Hochzeit noch nicht wissen.

Man fordere nicht Wahrhaftigkeit von den Frauen, solange man sie in dem Glauben erzieht, ihr vornehmster Lebenszweck sei, zu gefallen.

Macht ist Pflicht
Freiheit ist Verantwortlichkeit.

Der Ruhm der kleinen Leute heißt Erfolg.

Arme Leute schenken gern.

Worte sind Brücken.

Wohl jedem, der nur liebt, was er darf, und nur hasst, was er soll.

Wir sind so eitel, dass uns sogar an der Meinung der Leute, an denen uns nichts liegt, etwas gelegen ist.

Wir können uns nie genug darüber wundern, wie so wichtig den andern ihre eigenen Angelegenheiten sind.

Was ist Reue? Eine große Trauer darüber, dass wir sind, wie wir sind.

Treue üben ist Tugend, Treue erfahren ist Glück.

Späte Freuden sind die schönsten; sie stehen zwischen entschwundener Sehnsucht und kommendem Frieden.

So weit deine Selbstbeherrschung geht, so weit geht deine Freiheit.

Rücksichtslosigkeiten, die edle Menschen erfahren haben, verwandeln sich in Rücksichten, die sie erweisen.

Nichts ist erbärmlicher als die Resignation, die zu früh kommt.

Nichts entfernt zwei innerlich wenig verwandte Menschen mehr voneinander, als das Zusammenleben.

Menschen, die viel von sich sprechen, machen - so ausgezeichnet sie übrigens sein mögen - den Eindruck der Unreife.

Liebet alle Menschen, der Leidende aber sei dein Kind.

In früheren Zeiten konnte einer ruhig vor seinem vollen Teller sitzen und sich’s schmecken lassen, ohne sich darum zu kümmern, dass der Teller seines Nachbarn leer war. Das geht jetzt nicht mehr, außer bei den geistig völlig Blinden. Allen übrigen wird der leere Teller des Nachbarn den Appetit verderben.

Im Alter sind wir der Schmeichelei viel zugänglicher als in der Jugend.

Gutsein ist Glück.

Gutmütigkeit ist eine alltägliche Eigenschaft, Güte die höchste Tugend

Einen Menschen kennen heißt, ihn lieben oder bedauern.

Eine Vernunftehe schließen heißt in den meisten Fällen, alle seine Vernunft zusammenzunehmen, um die wahnsinnigste Handlung zu begehen, die ein Mensch begehen kann.

Echte Propheten haben manchmal, falsche Propheten haben immer fanatische Anhänger.

Die meisten Menschen brauchen mehr Liebe, als sie verdienen.

Die Genusssucht frisst alles, am liebsten aber das Glück.

Der herbste Tadel lässt sich ertragen, wenn man fühlt, dass derjenige, der tadelt, lieber loben würde.