Jean Paul — Zitate

Unter der Tonkunst schwillt das Meer unseres Herzens auf wie unter dem Mond die Flut.

Solange ein Weib liebt, liebt es in einem fort; ein Mann hat dazwischen zu tun.

Selig ist der, dem Gott eine große Idee beschert, für die er allein lebt und handelt, die er höher achtet als seine Freuden!

Oh, der arme Mensch steht allemal mit zugebundenen Augen vor deinem scharfen Schwerte, unbegreifliches Schicksal!

Nur wer irgendein Ideal, das er ins Leben ziehen will, in seinem Innern hegt und nährt, ist verwahrt gegen die Gifte und Schmerzen der Zeit.

Nur bei Tieren kann ich sicher rechnen, dass sie desto besser gegen mich sind, je besser ich gegen sie bin.

Mädchen und Gold sind desto weicher, je reiner sie sind.

Mache dich nur ruhig, dann hast du wenig Mühe, dich auch tugendhaft zu machen.

Je höher ein Mensch, desto mehr Zweifel und Nebel je höher der Berg, desto mehr Wolken.

Humor ist auch eine Erhebung gegen den Himmel. Nur geht man wie der Vogel Merops mit dem Hintern zuerst.

Eine Demokratie ohne ein paar Widersprechkünstler ist undenkbar.

Die Armut und die Hoffnung sind Mutter und Tochter. Indem man sich mit der Tochter unterhält, vergisst man die andere.

Der Schriftsteller sollte unter die Schönheiten, die nur Kenner wahrnehmen, die Schönheiten beimengen, die auch ein schwacher Leser wahrnimmt.

Der Mensch und die Gurken taugen nichts, sobald sie reif sind.

Wenn ein Dummkopf und ein Weiser zusammenkommen, so sieht einer den andern für einen Narren an. Aber dieser bemitleidet jenen und jener verlacht diesen.

Die Natur hat das Weib unmittelbar zur Mutter bestimmt, zur Gattin bloß mittelbar, so ist der Mann umgekehrt mehr zum Gatten als zum Vater gemacht.

Der Dummkopf wird geboren, der Narr gemacht.

Das Sehnen nach Liebe ist selber Liebe.

An reicher Wirklichkeit verwelkt oder verarmt die Phantasie.

Wir sind viel zu höflich, um vor ansehnlichen Leuten ein Ich zu haben. Ein Deutscher ist mit Vergnügen alles, nur nicht er selber.

In der Kinderwelt steht die ganze Nachwelt vor uns, in die wir, wie Moses ins Gelobte Land, nur schauen, nicht kommen.

Findet ihr den Trost nicht in der Nähe, so erhebt euch und sucht ihn immer höher.

Die Bücher machen nicht gut oder schlecht, nur besser oder schlechter.

Bei allen Handlungen beständig auf fremde Urteile Rücksicht nehmen, ist das Gift unserer Ruhe.

Gegen die Erde gibt es keinen Trost als den Sternenhimmel.

Jeder Fachmann ist in seinem Fach ein Esel.

Jedes Genie aber ist in seiner Sprache, jedes Herz in seiner Religion allmächtig.

Ein verdrießlicher Gott wäre ein Widerspruch, und das Seligsein ist um eine Ewigkeit älter als das Verdammt sein.

Am anderen liebt man Vollkommenheit, an sich sich.

Unser ganzes Leben ist ein nie wiederkehrender Geburtstag, den wir darum heiliger und freudiger begehen sollen.

Die Menschen widerlegen einander ewig nur Irrtümer, die der Gegner nicht behauptet.

Schnee, der sich leicht ballen läßt, schmilzt bald.

Nicht unser Hirn, sondern unser Herz denkt den größten Gedanken. Unser Herz aber oder unsere Seele oder der Kern unserer Persönlichkeit ist ein Funke aus dem Lebenslichtmeer Gottes.

Wir halten die Leichtigkeit zu sündigen für die Erlaubnis dazu.

Wer nicht auf den Kopf gefallen ist, fällt immer wieder auf die Füße.

Wer die Wahrheit geigt, dem schlägt man leicht die Fidel auf den Kopf.

Wer an das Gute im Menschen glaubt, bewirkt das Gute im Menschen.

Wenn man die Verteidigung nicht widerlegen kann, tadelt man die Art derselben.

Wenn der Mensch keinen Rat mehr weiß, fangen die Wege der Vorsehung an.

Verbote wirken nichts, aber Beispiele der Milde wirken alles.