Christian Morgenstern — Zitate

Schön ist eigentlich alles, was man mit Liebe betrachtet.
Je mehr jemand die Welt ...   ▶ Mehr ...

Nicht da ist man daheim, wo man seinen Wohnsitz hat, sondern wo man verstanden wird.

Ich habe heute ein paar Blumen nicht gepflückt, um dir ihr Leben zu schenken.

Wir spielen unsere Gedanken gegeneinander aus, in Wirklichkeit unsere Temperamente.

Vergangenheit wie Zukunft sind nur Formen der Gegenwart.

Schönheit ist empfundener Rhythmus.

Schließlich, und endlich: Was vermisse ich unter meinen Mitmenschen am meisten: Wirkliche, wirkliche Phantasie.

Es gibt keine Seele, die nicht ihr Wattenmeer hätte, in dem zu Zeiten der Ebbe jedermann spazierengehen kann.

Die Karikatur ist bloß immer einen Augenblick wahr.

Es pfeift der Wind. Es stöhnt und gellt. Die Hunde heulen im Hofe. Er pfeift auf diese ganze Welt der großen Philosophen.

Es ist mit der Weltenuhr wie mit der des Zimmers. Am Tage sieht man sie wohl, aber hört sie fast gar nicht. Des Nachts aber hört man sie gehen wie ein großes Herz.

Es gibt in Wahrheit kein letztes Verständnis ohne Liebe.

Die Sterne lauter ganze Noten. Der Himmel die Partitur. Der Mensch das Instrument.

Die meisten Menschen verdunsten einem, wie ein Wassertropfen in der flachen Hand.

Der Mann hat sein Ziel und das Weib seinen Sinn.

Den seelischen Wert einer Frau erkennst du daran, wie sie zu altern versteht.

Das von selbst Verständliche wird gemeinhin am gründlichsten vergessen und am seltensten getan.

Nun hast auch du, mein Herze,
dein großes Liebesleid,
nun bist auch du vom Schmerze
gesegnet und geweiht.

Von heut ab wird dein Klagen
nicht tändeln mehr wie einst,
und auch dein schönstes Sagen
wird sein, als ob du weinst.

Gott wäre ein gar Erbärmliches, wenn er sich in einem Menschenkopf begreifen ließe.

Die meisten Menschen sprechen nicht, zitieren nur. Man könnte ruhig fast alles, was sie sagen, in Anführungszeichen setzen.

Von hundert, die von "Menge", von "Herde" reden, gehören neunundneunzig selbst dazu.

Wir sollten immer nur charakterisieren wollen, nie kritisieren!

Der gesunde Mensch ist schön und sein Zustandekommen erstrebenswert. Aber es muss ein bisschen irgendwelcher Krankheit in ihn kommen, dass er auch geistig schön werde.

Die größte Sinnlichkeit ist die Phantasie.

Ein Gespräch ist gegenseitige distanzierte Berührung.

Ich würde nichts Schöneres kennen, als in Ewigkeit weiterlernen zu dürfen.

Der Mensch – ein Exempel der beispiellosen Geduld der Natur.

Oh Mensch, das Geld ist nur Chimäre.

Leichtsinn und Geduld, zwei weibliche Haupteigenschaften.

Es ist schmerzlich, einem Menschen seine Grenze anzusehen.

Wenn der Schreibende sich jederzeit der Macht bewußt wäre, die in seine Hand gegeben ist, würde ein ungeheures Verantwortungsgefühl ihn eher lähmen als beflügeln. Auch das Bescheidenste, das er veröffentlicht, ist Same, den er ausstreut.

In Dank verschlingt sich alles Sein.

Über den Wassern deiner Seele schwebt unaufhörlich ein dunkler Vogel: Unruhe.

Wer die Grausamkeit der Natur und der Menschen einmal erkannt hat, der bemüht sich, selbst in kleinen Dingen, wie dem Niedertreten des Grases, schonungsvoll zu sein.

Wie ist jede - aber auch jede - Sprache schön, wenn in ihr nicht nur geschwätzt, sondern gesagt wird!

Das Wort reißt Klüfte auf, die es in Wirklichkeit nicht gibt. Sprache ist in unsere termini zerklüftete Wirklichkeit.

Wer das Wunder nicht als das Primäre erkennt, leugnet damit die Welt, wie sie ist, und supponiert ihr ein Fabrikspielzeug.

Für mich gibt es nur ein Mittel, um die Achtung vor mir selbst nicht einzubüßen: fortwährende Kritik.

Es gibt nichts Hemmenderes als Gemeinplätze und Redensarten. Jede Redensart ist die Fratze eigener Gedanken, ein "Mitesser" im Zellengewebe des Denkers.

Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.